Off-Road-Tipps Fahrtechnik (geschrieben von Gerry)
Auf unserer Reise durch Afrika habe ich viele Offroad Erfahrungen sammeln können.
Nachfolgend nun einige grundlegende Tipps und Informationen welche dir in schwierigem Gelände möglicherweise helfen und nützen.
Der Reifendruck:
Der Reifendruck ist ganz entscheidend für eine gute Performance des Fahrzeuges im Gelände, sowie zur Vermeidung von Reifenschäden.
Ein reduzierter Reifendruck bewirkt im Gelände mehr als man meint.
Übersicht Reifendruck |
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Teerstrasse | 100% | |
Pisten, Wellblech, Felsen | -15% | |
Schlamm | -20% | |
Sand | -50-75% (bis 0.8 bar runter) |
Off-Road durch Flüsse fahren:
Flussdurchquerungen sollte man meiden, wenn nur möglich. Der Preis ist hoch, wenn Wasser in Getriebe oder Antriebswellen eindringt, weil die Dichtungen evtl. doch nicht ganz dicht sind. Von der Gefahr, dass der Motor Wasser zieht und zerstört wird, ganz abgesehen. Auch wenn man sein Fahrzeug mit einer erhöhten Luftansaugung ausgerüstet hat, ist das noch keine Garantie, dass der Wagen nun auch tiefer ins Wasser kann. Wasser kann auch durch Getriebe- Achs- und Tankentlüftungen eindringen. Selbst wenn man auch diese Entlüftungen nach oben verlegt hat, ist bei modernen Fahrzeugen meist die elektronische Steuereinheit der Schwachpunkt und diese sollte nicht unter Wasser getaucht werden. Ein Kurzschluss und teure und zeitraubende Reparaturen wären wohl die Folge. Bei Landrover kann das Steuergerät abgedichtet werden.
Aber gut, was ist zu tun wenn ein Fluss durchquert werden soll.
Bis zu knietiefem Wasser dürfte es keine Probleme mit der Fahrzeugtechnik geben. In tieferem Wasser sollte man den Keilriemen des Lüfters abnehmen, damit der Lüfter durch den grossen Wasserwiederstand nicht beschädigt wird. Bei Visco-Lüftern wie beim (Landrover Td5) kann man sich diese Arbeit sparen. Einen guten Dienst erbringt auch eine Wasserschutzblache vor dem Kühler (auf dem Bild ersichtlich). Grundsätzlich durchfährt man tieferes Wasser sehr langsam und gleichmässig. Das Wasser, das man als Bugwelle vor sich her schiebt, kostet Kraft und genau diese aufzubringende Kraft verursacht häufig ein stecken bleiben im schlammigen Untergrund.
Bevor man eintaucht geht man nach Möglichkeit die Furt durch den Fluss zu Fuß ab. Untiefen lassen sich so leichter erkennen und man weiß, wie tief und schlammig der Untergrund ist. Aber Achtung, in vielen Flüssen in Afrika ist dies nicht immer zu empfehlen, weil sich da Korkodile aufhalten. Fließendes Wasser verursacht mehr Turbulenzen als stehendes Wasser. Löcher und Unebenheiten auf dem Grund können die Folge sein. Bei stehendem Gewässer ist der Untergrund oft schlammig.
Fließendes Gewässer ist bei starker Strömung gefährlich, das Fahrzeug driftet deutlich vom vorgesehenen Kurs ab. Man wählt nach Möglichkeit einen Kurs, der leicht in die Richtung der Strömung (Fliessrichtung) verläuft um den Widerstand des Wassers zum Fahrzeug etwas zu veringern. Aber Vorsicht, das Wasser schiebt und die Bremsen wirken unter Wasser nur begrenzt.
Besteht die Gefahr, dass Wasser in Achsen und Getriebe eingedrungen ist, lass den Wagen eine halbe Stunde stehen und öffne dann die Ölablassschraube. Ist Wasser eingedrungen, wird es sich unten sammeln und zu erst auslaufen. Sobald Öl kommt schließe die Verschlussschraube. Vorsicht vor Umweltschäden!!! Schmiere das Fahrzeug so bald wie möglich nach einer Wasserdurchfahrt.
Fahren am (Berg) Hang:
Ist die Hangneigung steiler als 25 Grad, folgt man der Falllinie. Auf keinen Fall versuchen am Hang der steiler als 25 Grad ist zu drehen, oder gar seitlich an ihm entlang zu fahren, ein Überschlag kann die Folge sein.
Die wichtigste Regel, egal ob runter oder rauf: Niemals die Kupplung treten. Der Motor bremst das Fahrzeug. Damit werden alle vier Räder gleichmäßig abgebremst.
Solltest du dennoch mit der Fußbremse einwirken müssen, mache es sehr vorsichtig und in kurzen Intervallen.
Den Hang hinauf fahren:
Hier kommt es darauf an, ob man Power braucht oder Kontrolle über das Fahrzeug. Ist die Auffahrt steinig und von Querrinnen durchzogen, braucht man volle Kontrolle über das Fahrzeug. Geschwindigkeit wäre genau das Falsche, denn die Räder könnten bei den Rinnen den Bodenkontakt verlieren und durchdrehen. Ist der Untergrund rutschig oder sind lange Sanddünen zu bezwingen, braucht man Kraft.
Fahren im Schlamm:
Im Schlamm fahren sieht auf Bildern immer spektakulär aus, ist aber oft sehr tückisch.
Hohe Bodenfreiheit ist wichtig. Trittbretter sind hinderlich. In den meisten Fällen ist es ratsam, den Luftdruck um 10 – 20 % zu reduzieren.
Das tückische am Schlamm sind oft versteckte Felsen und Löcher, daher sollte man nicht zu schnell unterwegs sein. Lehmiger Schlamm schmiert schnell das Profil zu und man steckt fest. Und das gefährlichste ist bodenloser Morast, indem der Wagen bis zum Bodenblech einsinkt und kaum noch zu bergen ist.
Auch wenn es unangenehm ist, es hilft nur eines: Aussteigen und vorher mal zu Fuß die Schlammpassage erkunden.
Offroad durch Dünen/Sand:
Hier brauchst du Power und Geschwindigkeit. Reduziere den Reifenluftdruck auf ca. 0.8 – 1.0 bar. Nutze die Morgenstunden, der Sand ist kühler, der Motor überhitzt nicht so schnell und durch den Morgentau, auch wenn er nicht wahrnehmbar ist, trägt der Sand besser. Zudem kann man anhand der Schatten Dünen besser lesen. Um die Mittagszeit ist das Fahren in Dünengebieten viel schwieriger und anstrengender.
Willst du anhalten, wähle einen Platz mit festem Untergrund und lasse den Wagen ausrollen. Trete nicht die Bremse, denn durch die Gewichtsverlagerung auf die Vorderachse beim Bremsen entsteht ein kleiner Sandwall vor den Vorderrädern und das Anfahren wird unnötig schwierig. Beim Anfahren kann es hilfreich sein, vorher in der eigenen Spur ein, zwei Meter zurück zu setzen. Oder wähle eine Stelle, die leicht bergab liegt. Wenn du stecken bleibst, versuche in der eigenen Spur zurück zu fahren. Sollte dies nicht gelingen, berge das Fahrzeug mit Schaufel und Sandbleche. Ein weiteres Wühlen lässt den Wagen oft nur tiefer im Sand verschwinden und bereitet anschließend deutlich mehr Mühe. Wenn du über Sanddünen fährst, erkundige dich vorher wie es hinter dem Dünenkamm aussieht.
Fahre Dünen hinunter so langsam wie möglich und so schnell wie nötig, d.h. fährt man Dünen auf der weichen (der Wind abgewanden) Seite hinunter, kann es passieren, dass der Sand schneller den Hang hinunter rieselt, als man fährt. Falls das der Fall sein sollte, wird sich das Fahrzeug seitlich drehen und umkippen. Hier hilft nur Gas geben und das Fahrzeug beschleunigen. Dazu muss aber ein Gang eingelegt sein, der eine Beschleunigung zu lässt. Untersetzung 3. Gang wird häufig passen. Die Düne etwas zu schnell hinunter fahren, ist meist sicherer als zu langsam.
Fahre niemals in einer Düne seitlich am Hang entlang. Die unteren Räder haben ein höheres Gewicht zu tragen und graben sich schneller ein, bzw. der Sand rutscht schneller weg. Dadurch kann das Fahrzeug umkippen. Sollte diese Gefahr bestehen, sofort in die Falllinie lenken und Gas geben. Lieber im Dünentrichter stehen als liegen.
Off-Road am Strand fahren:
Es ist spannend am Strand entlang zu fahren, erkundige dich vorher genau über die gesetzlichen Bestimmungen. Es gibt Länder in denen das Befahren des Strandes grundsätzlich verboten ist und mit hohen Geldstrafen oder gar Beschlagnahmung des Fahrzeuges geahndet wird.
In einigen Ländern Afrikas kannst du dir sogenannte Gezeitentabellen besorgen. Darin sind die genauen Zeiten der Hoch- und Niedrigwasserzeiten aufgelistet.
Fahren am Strand ist hochriskant. Bleibt dein Fahrzeug im Flutbereich stecken, bleibt dir nur wenig Zeit, das Fahrzeug zu bergen und das Bergen am Strand ist eines der schwierigsten Unternehmungen, besonders wenn das Wasser bereits den Sand unter den Rädern wegspült. Die beginnende Ebbe ist der beste Zeitpunkt für ein solches Unternehmen. Unterschätze nicht die Geschwindigkeit mit der die Flut kommt, anderenfalls kannst du dein Fahrzeug verlieren. Fahre so dicht wie es geht an der Wasserkante entlang, aber ohne dass das Fahrzeug mit Salzwasser in Berührung kommt. Fahre auf keinen Fall in feucht glänzenden Flecken am Strand, dort ist der Sand oft bodenlos. Gleiches gilt für Flussmündungen.
Viel Spass und Freude beim Off-Road Fahren.
Gerry